Freitag, 19. Oktober 2012


Nina Lola Bachhuber: Loplop's Logik

Ausstellungseröffnung: Freitag, 26. Oktober 2012, 18 bis 22 Uhr
Ausstellungsdauer: bis 19. Januar 2013
Verlängerte Öffnungszeiten am 2.11. bis 22 Uhr.

Kontakt: Charlottenstr. 3 | 10969 Berlin | Germany | +49.30.25922736 | www.galerie-weigand.de

Nina Lola Bachhubers Skulpturen sind dreidimensionale Verkörperungen psychologischer Zustände und bewegen sich zwischen Abstraktion und Figuration.
Strenge Form und große Detailliertheit, Rationalität und Fetischkultur, inhaltliche An- oder Abwesenheit siedeln die Arbeiten zwischen Minimalismus und Surrealismus an.


Bachhuber arbeitet in gleichem Maße zeichnerisch wie skulptural. Die Zeichnungen sind nicht Studien für Skulpturen, sondern eigenständige Arbeiten. Was die Zeichnungen mit den dreidimensionalen Arbeiten verbindet, ist das Thema des Körpers - menschlich, tierisch, an - oder abwesend, fragmentiert oder ganz.

Ihre häufig als Serien präsentierten monochromatischen, mit roter Tusche gefertigten Zeichnungen haben eine gewisse "traumhafte" Anmutung, ähneln einer musikalischen Komposition und vermeiden dabei in ihrer Zusammensetzung und Anordnung eine lineare Abfolge. Eher bebildern sie die Geschichte einer fragmentierten, subjektiven Wirklichkeit, deren Wahrheiten oder Lügen, Neugierden und Begierden bisweilen geradezu unheimlich wirkt.

In ihren jüngsten Zeichnungen kehrt das Thema der Symbiose zweier Wesen wieder. Diese Symbiose kann die Form von Siamesischen Zwillingen oder einer parasitären Beziehung haben oder Kreaturen darstellen, die halb Mensch - halb Tier (oft Vögel) sind, und sind gleichzeitig humorvoll und beunruhigend.
Jede dieser idiosynkratischen Serien hat ihr eigenes Thema. Spinnennetze umschlingen fledermausartige Frauen; gestickte Texturen wachsen in das Zeichenpapier; Protagonisten verlieren ein Bein oder bieten ein zusätzliches an; Köpfe verwandeln sich in multiple Hydrocephali, Frauen in pelzige Kreaturen oder Vögel (Loplops).

Bachhubers Werk von abstrakt-geometrischen Zeichnungen bildet häufig das Fundament für ihre Skulpturen.
In der Arbeit "Untitled, 2010", die im Zentrum der Ausstellung "Loplop's Logik" in der Heinz-Martin Weigand Gallery gezeigt wird, schafft die Künstlerin einen architektonischen Aufbau, der eine Bühne oder die Struktur eines Brettspiels nahe legt. Auf akribisch gezeichneten geometrischen Kreisen, die die einzelnen "Felder" des Tableaus bilden, materialisieren sich die Spieler durch eine kuriose Kombination von Gegenständen wie Metalltrichter, Strumpfhosen, Sprungfedern, Schädeln, Zähnen, Haaren, Pelzen und Federn.
So entfaltet sich ein ziemlich surreales Milieu, in dem die einzelnen Figuren das Brett beleben und in einen Schauplatz schelmischer Handlungen und dunkler Intrigen verwandeln; der Betrachter wird an einen Ort verschobener Größenverhältnisse entführt, an dem mysteriöse Strategien geheimes Wissen oder Stammesrituale suggerieren; exzentrischer Zeitvertreib und Memento Mori Obsessionen treten zu Tage.

Nina Lola Bachhuber wurde in München geboren und studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sie lebt in New York.
Bachhubers Arbeiten wurden international u.A. ausgestellt im UCLA Hammer Museum, The Drawing Center, P.S.1/MoMA, Sculpture Center, Metro Pictures, Mary Boone and Lehmann Maupin Galleries, Dieu Donné in New York, The Moore Space, Miami;Gallery Min Min, Tokyo; Glasgow Sculpture Studios; The Museum of Ramat Gan, Tel Aviv; The 7th Mercosul Biennal in Porto Alegre, Brazil.
Ihre Arbeiten befinden sich in der Sammlung des Museum of Modern Art, New York.

Weitere Informationen: http://weigand.info/de/kuenstler/nina-lola-bachhuber.html

Samstag, 15. September 2012

abc - Art Berlin Contemporary

Endlich! Ein neues Format. Keine endlosen Reihen von weißen Kästen mehr, sondern ein offenes und spannendes Messekonzept.

Klar, es gibt sie noch. Die Koje. Mal ist sie weiß und ein Kasten - wie gewohnt. Dann ganz offen, ohne Grenze. Dann wieder da, aber aus Bauzäunen gestellt.

Vom 13. bis 16. September zeigen 129 Galerien auf der Art Berlin Contemporary ihr Programm. Besuch: empfehlenswert.

http://www.artberlincontemporary.com/

Mittwoch, 12. September 2012


Josef Schulz: poststructure


Ausstellungseröffnung: Freitag, 14. September 2012, 18 – 22 Uhr.

Geöffnet bereits ab 11. September anlässlich der Berlin Art Week

täglich von 11 bis 18 Uhr bis 16. September.

Ausstellungsdauer: bis 3. November 2012.


Paradise Cafe. Property For Sale

poststructure von Josef Schulz

Josef Schulz: poststructure


Verlassene Häuser besitzen einen ganz eigenen Charme. Im krassen Gegensatz zu bewohnten ist in ihnen das Leben ausgezogen, gleichwohl spürbar. In unserer Vorstellung von gelebtem Leben bleibt es als Erinnerung präsent. Verlassene Industriebrachen atmen ebenfalls den Hauch der Arbeit und der Produktion. In diesen neuen Orten der Stille ist sozusagen der alte Sound der Arbeit hörbar. Bei Bürohäusern oder Ladenlokalen ist dies sehr ähnlich. Irgendwann waren diese Stätten Hoffnungsräume eines florierenden Business, einer Geschäftsidee oder einer Dienstleistung und von vielen Menschen frequentiert.

Der Düsseldorfer Künstler Josef Schulz hat sich schon immer für Orte des Transitorischen und der Transformation interessiert und fotografisch ihr altes oder internes Leben an die Oberfläche des Sichtbaren geholt und erfahrbar gemacht.

Sein Hauptaugenmerk  liegt zwischen dem Wie es war und dem Wie es ist. 

Josef Schulz: poststructure


In seiner neuesten Serie hat er sich auf die Suche nach solchen Gebäuden in den Vereinigten Staaten gemacht. Er fotografierte in seiner typisch neu-sachlichen Manier die verlassenen, leer stehenden und gleichwohl meist völlig verschlossenen, versperrten Gebäude von Geschäften, Imbißbuden, Tankstellen oder Supermärkten.
Sehr häufig aber ist nicht mehr der ursprüngliche Zweck oder Inhaber und die Funktion des Gebäudes zu erkennen. Gerade dann entsteht so etwas wie eine Projektionsfläche in unseren Köpfen oder an einem Filmset, in dem die wunderbar banal bis surreal anmutenden Architekturen mit einer Aura oder einer Identität aufgeladen sind. Wir versuchen uns dem frei stehenden Gebäude von allen Seiten anzunähern und die Spuren der vormals belebten Nutzung im toten Haus neu zu aktivieren.

Die Aufnahmen von Josef Schulz sind somit auch vom Verlust und von Aufgabe geprägt. Hier ist etwas gescheitert, dessen Ursprung verborgen bleibt und dessen Kontext die Fotografien ganz bewußt ausklammern. Amerika als “das Land der unbegrenzten Möglichkeiten” ist Vergangenheit und unbegrenzte Unmöglichkeiten sind genauso zeitgemäß wie die große Überschuldung der Amerikaner. In jedem Anfang wohnt ein Ende inne und in jedem Scheitern eine bizarre Form der Ruine. Insofern sind die Fotografien der Poststructure-Serie beredte Beispiele von ferner, schöner Traurigkeit und gleichsam vom Grundzug deutscher Romantik und Melancholie getragen. Paradise Cafe. Property For Sale.

Text: Gregor Jansen

Josef Schulz (* 19. März 1966 in Biskupiec) ist einer der international bedeutenden deutschen Fotografen und Fotokünstler der Nachfolgegeneration von Bernd Becher und Thomas Ruff. Er studierte von 1993 bis 1999 an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Bernd Becher und von 1999 bis 2001 bei Thomas Ruff, dessen Meisterschüler er war. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Gregor Jansen (* 1965 in Nettetal) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher. Seit Januar 2010 ist er Leiter der Kunsthalle Düsseldorf.